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Jugg'ler - Quo Vadis, Commodore?
Wohin geht Commodore? Diese Frage
stellte sich nicht erst in letzter
Zeit so manchem. Bisher konnte der
Kunde von Commodore sich ja
immerhin noch darauf verlassen, daß
er wenigstens einen vernünftigen
Support hatte. Das Interesse jeder
großen Firma hat aber auf dem 8-Bit
Sektor so nachgelassen, daß man von
nicht existent sprechen kann.
Was also bleibt dem leidgeplagten
Anwender und Liebhaber der "guten
alten CP/M-Kisten", wie die
Besitzer des C-128 ihr Gerät gerne
titulieren, als sich von anderen
Quellen zu bedienen. Dabei kommt
besonders ein Umstand zugute, daß
nämlich vier Commodoreformate durch
neun Standardformate ergänzt
werden, die der C-128 verwalten
kann. Erschwert wird das ganze
durch mindestens drei verschiedene
CP/M Plus Versionen, nämlich Sommer
1985, 6. Dezember 1985 und Mai
1987. Dabei wurde ursprünglich
einmal die serielle Schnittstelle
unterstützt, dann der Drucker (die
serielle Schnittstelle wurde leider
vergessen), und dann schließlich die
RAM-Disk und die neu hinzugekommene
3.5"-Floppy 1581.
Interessanterweise ist die
einseitige 1570 eine nur auf Europa
beschränkte Variante der
doppelseitigen 1571 Floppy.
Wenn ein Programm nun auf dem C-128
laufen soll, gibt es zwei
Möglichkeiten: entweder es greift
direkt auf die Hardware zu und ist
dann schnell, aber nur für den
C-128 geeignet, oder es ist ein
universelles CP/M-Programm, das
entweder ADM31 oder ADM3A bzw.
TELEVIDEO Terminalsteuerung kennt
oder ermöglicht. Das wäre dann im
Prinzip lauffähig, vorausgesetzt,
es beansprucht nicht zuviel
Speicher. Deartige Programme kann
man dann von anderen CP/M-Rechnern
übernehmen, wenn man das
Diskettenformat lesen oder per
Modem übertragen kann. Per Modem
ist das eine zeitraubende und teure
Angelegenheit. Eleganter ist der
direkte Datenaustausch per
Diskette. Welche Möglichkeiten
gibt es?
1570: Physikalisch ein
einseitiges Laufwerk, 5.25 Zoll
Eignung: KayPro II, ein Format mit
immerhin 196KB Platz! oder IBM
CP/M86 Format (8 Sektoren/Spur,
einseitig- nicht MS-DOS!). Dieses
Standardformat besitzen viele
CP/M-Rechner, unter anderem die
AMSTRAD/Schneider CPCs. Nachteil
ist hierbei die geringe Kapazität
von lediglich 153KB. Dann wäre da
noch das OSBORNE 1 SingleSided (SS)
Format, das mit seinen 5x1024 aber
auf einigen Computern nicht
bearbeitet werden kann. Das C-128
CP/M-Format ist nicht nach Standard
organisiert und daher nur auf C-128
lesbar.
1571: Physikalisch ein zweiseitiges
(=doppelseitiges) Laufwerk mit
"intelligentem" Controller, daher
etwas flotter als die 1570.
Hier kann man zusätzlich das KAYPRO
IV Format verwenden, das mit seinen
392KB ein ordentliches
Fassungsvermögen bietet. Auch
beliebt, wenngleich durch seine
unterschiedliche Implementierung
nicht ideal, ist das EPSON QX10
Format. Vorsicht! Es gibt drei
Varianten: QX10 mit 16x256 Byte
Sektoren (128 Einträge, 298KB),
sehr ähnlich dazu die europäische
Variante ebenfalls mit 256 Byte
Sektoren (64 Einträge,276KB) und
last not least die VALDOCS Variante
mit 10x512 Byte Sektoren (128
Einträge und 374KB).
1581: Physikalisch ein zweiseitiges
Laufwerk (3.5") mit leider
invertierter
Kopfseitennummerierung. Daher
nicht nach Standard!
Hier wird eigentlich nur das
Commodore 1581 CP/M Format
unterstützt.
Damit wären wir mitten in der
Materie angelangt. Der typische
C-128 Anwender ist normalerweise
bereits überfordert (nachdem er
sich endlich dazu durchgerungen
hat, seine CP/M Systemdiskette
einmal auszuprobieren), die
Tastenbelegung und die Umlaute in
den Griff zu kriegen. Ist dieses
Hindernis beseitigt, geht es darum,
wie man denn nun das
Diskettenformat wechselt. Das
Lesen einer der zuerst genannten
Formate erfolgt immer nach Schema
F: Diskette einlegen, C-128 erkennt
fremdes Format und meldet. Er
meldet, was er zu erkennen
glaubt(!). Drückt man nun <ENTER>,
bestätigt man die Auswahl und die
Diskette wird vom CP/M
"eingeloggt". Hat man eine 1571
und eine KAYPRO IV Diskette, erhält
man aber möglicherweise die Anzeige
(rechts unten) KAYPRO II. Das ist
natärlich nicht korrekt und muß
durch Drücken der Pfeiltasten auf
die richtige Auswahl KAYYPRO IV
eingestellt werden. Drückt man
dann <ENTER>, wird das Format
akzeptiert und die Diskette
eingeloggt.
Auf dieser einfachen Handhabung
basiert ein nicht mehr ganz neues,
aber in seiner seit kurzem
vorliegenden Version 3.4 dafür
recht ausgereiftes Produkt:
Der Jugg'ler-128.
Dahinter verbirgt sich ein Programm, das
etwa 170 Formate bearbeiten kann
und unterschiedlichste
Konfigurationen unterstützt.
Selbst invertierte Formate wie
SuperBrain können bearbeitet
werden.
Wie funktioniert der Jugg'ler?
Sämtliche Diskettenparameter werden
in sogenannten
Diskparametertabellen verwaltet
(oft auch Diskparameterblock
genannt). Nicht alle der beim
Commodore C-128 CP/M Plus
reservierten Tabellen sind belegt.
Die drei freien benutzt der
Jugg'ler, das CP/M "im Flug" zu
Patchen, so daß die fremden Formate
genauso leicht einstellbar sind
wie die eingebauten. Dabei werden
Einträge aus einer Art Datenbank
extern gelesen und in eine kurze
Definitionsdatei gespeichert, die
ein rasches Nachladen vereinfacht.
Es können nur maximal drei neue
Formate (genannt Disktypen)
installiert werden, ist ein
Sonderformat dabei, kann es sein,
daß nur zwei Formate möglich sind,
da der Speicherbereich für
zusätzliche Tabellen benötigt
wird.
Die Benutzung von Jugg'ler
wird durch den Umstand erleichtert,
daß eine deutsche Anleitung dafür
im Lieferumfang enthalten ist. Die
Disketten werden grundsätzlich im
KayPro II Format geliefert, das
sowohl auf der 1570, als auch auf
der 1571 problemlos gelesen werden
kann.
Die neueste Version von Jugg'ler
unterstützt auch sogenannte ECMA
Formate, deren erster Sektor mit
einfacher Schreibdichte (FM)
formatiert ist, der Rest allerdings
schon in doppelter Schreibdichte
(MFM), was normalerweise von der
1571 nicht gelesen werden kann,
obwohl man einen entsprechenden
Umbau vornehmen kann. Statt dessen
arbeitet man mit einem Utility
namens FIXTRK0.COM, wobei die 1571
auch noch als DEVICE 8 installiert
sein muß, als sogenanntes
Virtuelles Laufwerk. Darunter
versteht man, daß ein physikalisches
Laufwerk außer seinem eigenen Namen
auch noch unter einem anderen Namen
existiert und angesprochen werden
kann, wobei die logischen
Eigenschaften (Verwaltung) durchaus
anders sein können. Das vorgenannte
Utility FIXTRK0.COM formatiert nun
diese Problemspur einheitlich mit
einer Spur von 16x256 Sektoren.
Damit wird dann natürlich die
Diskette für den Ursprungscomputer
eventuell unlesbar, mit Sicherheit
kann man damit aber nicht mehr
booten! Also Vorsicht.
Wenn ein Diskettenlaufwerk als
zweiseitig bezeichnet wird,
bedeutet das, daß abwechselnd ein
Kopf von oben und einer von unten
die Diskette liest, in welcher
Reihenfolge, hängt dabei vom Format
ab. Standardmäßig werden diese
Köpfe nach Computerzählweise mit 0
und 1 numeriert und adressiert.
Bei Commodore wollte man bei der
1581 aber offensichtlich die paar
Pfennige für ein zusätzliches
NAND-Gatter nicht inverstieren, so
daß die Kopfnummern zum Rest der
großen weiten Welt vertauscht sind!
Besonders bei einseitigen Formaten
ergibt sich dann der tolle Effekt,
daß die Diskette, von der 1581 aus
betrachtet, mit der unbeschriebenen
Seite zuerst ankommt und daher als
unformatiert oder leer abgelehnt
wird. Ende des Spiels. Daher gibt
es für den Jugg'ler ein Utility
namens SS1581.COM, das die 1581
veranlaßt, die Seite 1 (statt Seite
0) zuerst einzuloggen. Damit ist
dann alles andere ganz einfach.
Invertierte Formate werden mit dem
Utility SB.COM gelesen. Als
invertiert bezeichnet man ein
Format, bei dem die binäre
Information als Komplement
gespeichert ist. Nullen werden zu
Einsen und umgekehrt. Denkt man
sich beispielsweise die HEX-Zahl
44, so entspricht das Binär 0100
0100. Invertiert, also das
Komplement davon, ergibt das 1011
1011.
Für die ADAM COLECO Computer gibt
es ein weiteres Tool namens
ADAM.COM, in Deutschland wegen der
geringen Verbreitung der
ADAM-Geräte wohl kaum von
Bedeutung.
Alle diese Utilities sind
sogenannte "saubere" Utilities, die
sich nach Gebrauch wieder aus dem
Speicher entfernen lassen. Es
werden in der Regel
Speicherbereiche verwendet, die
normalen Anwenderprogrammen nicht
zugänglich sind.
Ein nützlicher Menüpunkt ist die
Analyse fremder Diskettenformate.
Hierbei versucht Jugg'ler
automatisch den Disktyp zu erkennen
und assistiert auch einem Laien
recht brauchbar.
Selbstverständlich gibt es auch
eine Option zum Ausgeben einer
Formatliste, die mit <CTRL-P> auch
auf den Drucker geschickt werden
kann.
Sehr brauchbar ist die Fähigkeit
optionaler Startparameter, die mit
nur einer Kommandozeile Jugg'ler
eine Aktion gezielt ausführen
lassen und dann ins CP/M
zurückspringen. Auch eine
automatische Ausführung bei jedem
CP/M-Start wurde gedacht und eine
speziell Patch-Option eingebaut,
die dem CCP.COM mitteilt, in
Zukunft nicht mehr nach PROFILE.SUB
zu suchen, sondern nach JUGG.COM.
Versteht sich von selbst, daß auch
an das "Gegenmittel" gedacht wurde.
Im C-128 CP/M kann man übrigens bei
der Formatauswahl <CTRL-RETURN>
drücken, um das Format dauerhaft
(bis zum nächsten Kaltstart)
einzubinden, bei der 1581 sollte
man dies jedoch tunlichst
unterlassen, da hier ein Fehler im
CP/M des Commodore C-128 vorliegt.
Sehr interessant dürfte der Hinweis
sein, daß Jugg'ler folgende MFM(!)
Maximalformate zuläßt, die man dann
als ständige Formate benutzen kann:
MAXI | 1571 | (5x1024, 128 DIR, 396KB) |
MAXI | 1581 | (5x1024, 128 DIR, 796KB) |
MG | 1581 | (10x512, 128 DIR, 776KB) |
Diese Formate können nun wieder auf
manchen Computern mit speziellem
BIOS gelesen werden, wie zum
Beispiel der Selbstbau ECB-Bus
Rechner von Reh Design, Siegen,
dessen CP/M Plus auf einer Z-280 CPU
mit 12 MHz dahinrast und der bis zu
vier Laufwerke unterschiedlicher
Dichte verwaltet, sowie, über einen
Zusatzcontroller, AT-Bus-Festplatten.
Gesamtliste der von Jugg'ler 3.4
bearbeitbaren Diskettenformate